Seit es Menschen gibt, werden Geschichten erzählt. Damit werden Erfahrungen weitergegeben. Dabei sind Unerklärliches oder Mystisches oft der Stoff für besonders spannende Erzählungen. Auch in der Wachau gibt es viel Mystik.

Ich habe mich auf die Suche gemacht und einige Sagen aus der Wachau gefunden. 7 dieser Geschichten möchte ich dir in Kurzform weitererzählen.

Viel Spaß beim Lesen!

Drudenwand bei Wösendorf

Auf einer Anhöhe, nördlich von Wösendorf, liegen auf einer Wiese einige Felsblöcke übereinander getürmt. Daneben befindet sich eine Steinplatte mit zwei Fußabdrücken. Beide sind fast einen Meter lang. Ältere Einheimische sind sich sicher, dass diese Abdrücke wachsen – vor einigen Jahrzehnten waren diese noch viel kleiner. Doch wie sind sie überhaupt entstanden?

Der Geschichte nach streiften damals Druden durch die Gegend und suchten die Einwohner nachts in ihren Häusern auf. Eine Drud ist ein Wesen des Volksglaubens, das sich nachts auf die Brust von Schlafenden setzt und Alpträume, Beklemmung sowie Atemnot verursacht. Also nicht so nette Wesen. Einer dieser Druden lebte bei den Felsblöcken in Wösendorf, von dem wohl die Fußabdrücke stammen.

 

Das Melker Kreuz

In der Schatzkammer des Stiftes Melk liegt ein sehr kostbares Relikt – das sogenannte Melker Kreuz. Es ist ein goldenes Kreuz, das mit Perlen und Edelsteinen verziert ist. In der Mitte befindet sich ein Splitter vom Kreuz Christi. Im Jahre 1170 war jenes Relikt plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Niemand wusste, wo es geblieben ist, es war unauffindbar. Lange Zeit blieben sämtliche Nachforschungen erfolglos, doch eines Tages tauchte es wieder auf.

Um die Echtheit des Kreuzes festzustellen, wollte man auf die übernatürliche Kraft des Relikts setzen. Die Idee war, dieses in ein Boot unterhalb von Melk (also stromabwärts) zu legen. Sollte das Boot gegen den Strom das Relikt zurück nach Melk bringen, war bewiesen, dass es sich um das echte Kreuz handelte. Tja, es geschah genauso. Abt Sieghard nahm damals voller Freude das Heiligtum in Empfang und brachte es unter dem Jubel des Volkes zurück in Kloster.

 

Der Schlossgeist von Hinterhaus

Hier geht es nun um den Schlossgeist Adelheid von der Ruine Hinterhaus. Adelheid (Adel-Held van Feldsberg) war vor vielen hundert Jahren die Frau von Heinrich von Kuenring. Nach kurzer Ehe verstarb Adelheid. Heinrich heiratete nach wenigen Monaten seine zweite Frau ohne das Trauerjahr einzuhalten. Kurze Zeit darauf verstarb auch Heinrich, was viele als Gottesstrafe deuteten. Wegen der Untreue von Heinrich findet der Geist von Adelheid keine Ruhe und daher erscheint sie immer am Todestag ihres Ehemannes. Wenn dir auf der Ruine einmal etwas seltsam vorkommen sollte, vielleicht ist das der Geist von Adelheid.

Übrigens – wer sich nicht fürchtet ;-) für den ist die Ruine einen Ausflug wert. Details über die alte Burg findest du hier

 

Die Hasen von St. Michael

Kurz nach Spitz Richtung Krems liegt die Kirche von St. Michael. Rund um diese Kirche erzählt sich der Volksmund folgende Geschichte. Unmittelbar hinter der Kirche erhebt sich ein sehr steiler Hang, der sogenannte „Atzberg“. Strenge Winter sind in der Wachau eher selten, da in den Steinterrassen die Wärme gespeichert wird.

Es soll jedoch einmal einen Winter mit extrem viel Schnee gegeben haben. Es schneite so lange und so viel, dass die Häuser von St. Michael komplett bedeckt und der Raum zwischen Kirche und Atzberg vollständig vom Schnee verschlungen wurde. Die Schneemassen begruben alles unter sich. Nur das Kirchendach ragte heraus. Hasen irrten hungernd auf dem Dach der Kirche umher.

Zur Erinnerung an jenen Winter und natürlich an die vielen Hasen wurden Tierfiguren auf dem First der Kirche platziert. Tierkenner behaupten allerdings, es sei kein einziger Hase zu erkennen.

Wenn du einmal in St. Michael bist, mach dir selbst ein Bild davon.

 

Die tapferen Dürnsteiner

Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte eroberten und herrschten einige Völker in der Wachau, von den Türken bis zu den Schweden. Die feindlichen Heere hinterließen stets geplünderte Dörfer, brandschatzten und raubten. Im österreichischen Erbfolgekrieg (1740 – 1748) zogen die vereinigten Bayern und Franzosen durch die Wachau Richtung Wien.

Die Bewohner von Dürnstein wussten damals genau, was ihnen bevorstehen wird. Und so hatte ein findiger Kopf die folgende glorreiche Idee. Auf seinen Befehl hin machte man alle Schotten dicht, steckte in jede einzelne Luke der zerbröckelnden Mauern mit Pech geschwärzte Rohre und veranstaltete mit Kesseln, Trommeln und Trompeten einen Heidenlärm. Die Angreifer dachten natürlich, einem Heer aus Verteidiger gegenüberzustehen und entschlossen sich am Landweg an Dürnstein vorbei nach Mautern zu ziehen. So haben die tapferen Dürnsteiner ihr Hab und Gut und vor allem ihr Leben dieser List zu verdanken.

 

Das Mandl ohne Kopf

Viel Leid durften die Bürger aus Krems und Stein im dreißigjährigen Krieg erfahren. Die lutherischen Schweden hatten das Gebiet erobert und herrschten mit eiserner Hand darüber. Es entwickelte sich auch ein Glaubenskrieg mit den katholischen Kremser. Die Pfarrkirche des heiligen Veit nahmen die Schweden für sich in Anspruch, in der Liebfrauenkirche (heutige Piaristenkirche) durften die Kremser ihrem katholischen Glauben nachgehen. Einem schwedischer Offizier missfiel dies jedoch so sehr, dass er mit seinem Schwert eine Statue in der Kirche köpfte. Eines späteren Tages ritt jener Offizier auf seinem Pferd beim heutigen Pulverturm in Krems, als ihm von der gegenüberliegenden Seite des Kremsflusses eine Kugel traf und ihm den Kopf abriss. Selbst die Schweden dachten damals, dass dies die gerechte Strafe Gottes war und beendeten die Zerstörung von katholischem Eigentum.

Heute steht an dieser Stelle als Erinnerung eine Steinfigur, so wie damals ohne Kopf. Ältere Einheimische berichten auch heute noch von einem gepanzerten Krieger, welcher auf seinem Pferd seufzend durch die Auen und um die Piaristenkirche reitet.

 

Des Teufels Gespann in Unterloiben

In vielen Orten in der Wachau trieb der Teufel höchstpersönlich sein Unwesen, so ist es zumindest überliefert worden. Wahrscheinlich hat ihm damals der Wein genauso geschmeckt wie uns heute :)

Eines Tages war ein gewisser Hans Abel aus Unterloiben an einem schönen Herbsttag frühmorgens in Richtung Dürnstein unterwegs. Er hatte es sehr eilig und so fragte er einen vorbeikommenden Kutscher ihn das Stück mitzunehmen. Hans sprang auf und der mit einem schwarzen Umhang bekleidete Fremde gab seinen Pferden die Peitsche. Der Wagen raste mit Höllentempo davon. Hans wollte sich beim Kutscher anhalten, griff jedoch zu seinem Entsetzen ins Leere. Plötzlich änderten die Pferde die Richtung und rasten Richtung Donau davon. Dem Bauern kam ein „Jesus, Maria und Josef“ aus, er war zu Tode erschrocken, verlor jedoch auch sein Bewusstsein. Als er nach vielen Stunden wieder bei Sinnen war, lag er am Donauufer und konnte gar nicht glauben was ihm widerfahren war. Sein Stoßseufzer hatte ihm wohl das Leben gerettet, der Teufel höchstpersönlich war sein Kutscher.

 

Quellen:
 

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