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Sonnenwend-Feuerwerk: Tradition mit Zündstoff?

Feuerwerk Sonnenwende Wachau

Die Sonnenwendfeiern in der Wachau sind jedes Jahr ein magisches Spektakel: Tausende Fackeln, die die Weinberge in warmes Licht tauchen, Sonnwendfeuer, die knisternd in den Nachthimmel lodern – und natürlich das große Finale: das Feuerwerk. „Oooohhh! Aaaahhhh!“ Eine Lichtershow, die nicht nur den Himmel, sondern auch die Augen der Zuschauer erstrahlen lässt.
Doch gerade in Zeiten von Nachhaltigkeit und wachsendem Umweltbewusstsein stellt sich die Frage:
Ist es überhaupt noch zeitgemäß, Feuerwerke zu zünden?

Diese Frage bringt durchaus Zündstoff mit und weil uns dieses Thema ebenso brennend interessiert, haben wir dort nachgefragt, wo Feuerwerke nicht nur Beruf, sondern echte Leidenschaft sind: bei der Wachauer Firma Pinto Feuerwerk in Aggsbach Markt.

Thomas Köchl ist Geschäftsführer und betreibt das Familienunternehmen bereits in vierter Generation. Seit 1933 werden hier Feuerwerkskörper hergestellt – und der Betrieb ist in dieser Form mittlerweile einzigartig in Österreich. Wir haben Thomas besucht und mit ihm über dieses explosive Thema gesprochen.

Feuerwerke sind ja schon seit Jahrhunderten Teil der Geschichte – aber heute werden sie oft als umweltfeindlich bezeichnet. Wie viel Müll bleibt wirklich nach einer „Feuerwerks-Show“ übrig?

Thomas: Was nach dem Feuerwerk übrig bleibt, sind Graupappe, Kartonreste und Asche – also Materialien, die verrotten. Und Asche ist im Grunde wie Kompost. Bereits seit den 90er-Jahren entwickeln wir unsere Produkte unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit – mit Fokus auf Verrottbarkeit und Recycling.
Die Raketenspitzen bestehen derzeit noch aus Plastik, aber wir arbeiten intensiv an Alternativen. Ein Beispiel: Wir haben Varianten mit Maisstärke getestet – die schmecken allerdings auch den Mäusen ;-) Bei Feuerwerken, die wir selbst abschießen, kommen diese Plastikkappen übrigens nicht zum Einsatz.

Was ist aber mit dem Feinstaub und CO2? Hast du da Zahlen oder Vergleiche, wie groß dieser Einfluss wirklich ist?

Thomas: Zuerst muss man wissen: Der durch Feuerwerke entstehende Feinstaub ist wasserlöslich und nicht krebserregend. Schon normale Luftfeuchtigkeit reicht aus, um ihn zu binden. Tatsächlich gilt: Je mehr Rauch man bei einem Feuerwerk sieht, desto weniger Feinstaub ist enthalten.

Es gibt auch eine Studie aus dem Jahr 2021, durchgeführt gemeinsam von der WKO, dem Bundesministerium für Umweltschutz, der Deutschen Umwelthilfe und der Deutschen Kammer.
Ein Vergleich zur Orientierung: Wenn jemand mit einem VW Polo Diesel (90 PS) von Linz nach St. Pölten fährt, verursacht das denselben Feinstaub- und CO2-Ausstoß wie das große Volksfest-Feuerwerk, das wir in St. Pölten zünden. Insgesamt tragen Feuerwerke in Österreich nur im Zwei-Millionstel-Prozentbereich zum gesamten CO2-Ausstoß bei!

Unser eigener Betrieb arbeitet mittlerweile CO2-neutral. Auf unserem Firmenareal haben wir 250 Bäume gepflanzt und wir betreiben ein eigenes Wasserkraftwerk.

Feuerwerke sind laut und werden als Zumutung für die Natur und Tiere betrachtet. Womit ist die Lautstärke des Feuerwerksknalls vergleichbar?

Thomas: In Österreich gelten strenge Auflagen – eine davon ist, dass Feuerwerke der Kategorie 2 maximal 120 Dezibel auf 8 Meter Entfernung erreichen dürfen. Das würde einem Feuerwerk entsprechen, das direkt vor einem Haus gezündet wird. Im Inneren des Hauses – bei geschlossenen Fenstern und Türen – misst man dann rund 70 Dezibel – das entspricht in etwa einem laut geführten Gespräch.
Tiere fürchten sich übrigens nicht wegen der Lautstärke, sondern wegen des ungewohnten Geräusches. Wir haben selbst Haustiere: Hunde, Katzen, Hühner und Pferde. Gerade Pferde sind als Fluchttiere sensibel – aber wenn sie draußen auf der Koppel sind, sehen sie, dass keine Gefahr droht. Dann bleiben sie gelassen und schauen sich das Feuerwerk sogar an.

Feuerwerk im privaten Bereich: Leider passieren hier jährlich einige Unfälle, manche sogar mit tödlichem Ausgang. Wenn man Feuerwerk selbst abschießen möchte – worauf soll man unbedingt achten?

Thomas: Das liegt oft an illegal importierten Feuerwerkskörpern. Nicht ohne Grund gibt es in Österreich strenge Auflagen – zum Schutz der Menschen.
Wer bei uns Feuerwerk kauft, bekommt eine fundierte Beratung. Wir stellen ganz gezielt Fragen, z. B. wo das Feuerwerk gezündet wird und ob ausreichend Sicherheitsabstand zu Wohnhäusern oder anderen Gebäuden eingehalten werden kann.

Was glaubst du? Wird es Feuerwerke in 50 Jahren noch geben?

Thomas: Auch die Pyrotechnik entwickelt sich weiter. Lasershows wurden ausprobiert – aber hier stößt man schnell an Grenzen: Sie brauchen spezielle Projektionsflächen und sind rund zehnmal so teuer wie ein klassisches Feuerwerk.
Wir machen beispielsweise Musikfeuerwerke. Das heißt zu einem bestimmten Song werden die Effekte rhythmisch und punktgenau gezündet. Das ist unglaublich emotional und auch sehr persönlich. Ich bin überzeugt, dass diese jahrhundertealte Tradition auch in Zukunft bestehen bleibt.

Hinter den Kulissen – ein feuriges Finale

Für uns war dieses Gespräch ein aufschlussreicher Einblick – und wir freuen uns, dass Pinto Feuerwerk mit seiner Leidenschaft und seinem Know-how dazu beiträgt, dass die Sonnenwende in der Wachau ein so funkensprühendes Erlebnis bleibt.

Weil Sicherheit an erster Stelle steht, sind zur Sonnenwende sämtliche Abschussplätze in der Wachau gesperrt, darunter etwa die Ruine Hinterhaus in Spitz oder die Ruine in Dürnstein.

Wer einmal sehen möchte, welcher Aufwand hinter dem Himmelsspektakel steckt, sollte sich das „Behind the Scenes“-Video auf YouTube anschauen – ein Blick hinter die Kulissen, der garantiert zündet!
Hier geht’s zum Video.